Historie des JBO Murnau

Als sich 1965 der Murnauer Musikverein wegen Überalterung und Nachwuchsmangel auflöste, ergriff Friedrich Rabl, damals der Leiter der Camerloher-Musikschule-Murnau, die Initiative und gab eine Anzeige in der Zeitung auf, in der zu lesen stand, dass ein Musiklehrer zum Aufbau einer Jugendkapelle in Murnau gesucht wird. Willy Höcherl, welcher zu der Zeit als Musiklehrer im Internat in Ettal tätig war und nebenbei die Blaskapellen Seeshaupt und Münsing leitete, nahm Kontakt mit Friedrich Rabl auf und erklärte sich sofort bereit, die Gründung und den Aufbau dieser Jugendkapelle zu übernehmen. Schüler, Instrumente und ein passender Probenraum wurden benötigt sowie das entsprechende Kleingeld. So machte sich Friedrich Rabl auf, von Haus zu Haus zu gehen, um Kinder und Jugendliche für ein Blasinstrument zu begeistern, was sich als recht schwierig erwies, nachdem es die besagte Jugendkapelle noch nicht gab. Drei bis vier Besuche benötigte es manchmal um ausreichende Überzeugungsarbeit zu leisten.


Nachdem dazu noch kein Geld für Instrumente zur Verfügung stand, entschied sich Willy Höcherl, die ersten Investitionen selbst zu übernehmen und schaffte einen Grundstock an Instrumenten an, um mit seiner Arbeit beginnen zu können.

 

Der erste Unterricht und die ersten Proben fanden 1966 im Salettl des Gasthauses Hofner am Viehmarktplatz statt. Und bereits am 31.12.1966 konnte Willy Höcherl mit seinen 14 Jungmusikern das erste Neujahranblasen in Murnau durchführen. Am 7.Oktober 1967 fand das erste Standkonzert vor dem Rathaus statt. Im gleichen Jahr wurde ein Verein zur Förderung der Jugendblaskapelle Murnau gegründet. Bereits 1968 wurde die bereits auf 32 Mitglieder gewachsene Kapelle in die Alt-Murnauer Tracht eingekleidet.

 

Der Zulauf junger Musikbegeisterter hielt an und auch die Beliebtheit wuchs stetig, so dass die Jugendkapelle ein wichtiger Träger des kulturellen Lebens in Murnau wurde und die Zahl der Auftritte auf jährlich 60 – 70 anstieg.

 

Die Auftritte bestanden aus der Gestaltung örtlicher und kirchlicher Festlichkeiten, Jahreskonzerten, Kirchenkonzerten, Totengedenken, Marschmusik, Ständchen und Kurkonzerten. Anfangs wurden in Murnau, Mittenwald, Grainau, Bad Kohlgrub, Ohlstadt usw. Kurkonzerte abgehalten. In den letzten Jahren wurden in Murnau, Benediktbeuern, Ohlstadt, Wallgau und Bad Kohlgrub Kurkonzerte gegeben.

 

Mitte der siebziger Jahre benannte man die auf 45 Mitglieder gewachsene Jugendkapelle in „Jugend- und Blasorchester Murnau" um. Der Grund hierfür war, dass bereits etliche Musiker das 18.Lebensjahr überschritten hatten.

 

Zum 100-jährigen Bestehen einer Blaskapelle in Murnau erhielt das Orchester 1988 die höchste Auszeichnung für ein Blasorchester, die Pro-Musica-Plakette.

 

Der Gründer und langjährige Dirigent Willy Höcherl wurde im Jahr 1991 mit der Bürgermedaille des Marktes Murnau ausgezeichnet. Die Wertschätzung des Murnauer Publikums ließ ihn diese zu den letzten beiden großen Konzerten noch einmal spüren. So titelte das Murnauer Tagblatt nach dem großen Kirchenkonzert am 30.April 2004: „600 wollten Höcherl noch mal hören" und nach dem Abschlusskonzert am 27.Juli 1994 stand zu lesen: „Selten hat das Kurgästehaus so viele Menschen gesehen". Die Musiker ernannten ihn mittels einer entsprechenden Urkunde zum Ehrendirigenten des Jugend- und Blasorchesters Murnau. Den Abschied von ihnen und dem Publikum beschrieb Heino Herpen mit folgenden Worten: „Tiefe Ergriffenheit zeichnete sich auf den Gesichtern der rund 50 Musiker ab, als Höcherl am Schluss zu den Klängen von „My Way" seinen Taktstock aus der Hand legte, den Notenständer abmontierte und sich symbolisch von Hausmeister Günther Doppler Hut und Janker reichen ließ. Minutenlanger Beifall besiegelte eine Ära, die vielen unvergessen bleiben wird".

 

Genauso fulminant wie Willy Höcherl gegangen war, trat der jetzige Dirigent Michael Schmidt im selben Jahr dessen Erbe an und führt seitdem das Orchester erfolgreich. 1995 war wiederum im Murnauer Tagblatt zu lesen: „Debüt ein musikalischer Genuss".


Durch den Weggang Willy Höcherls sind auch viele Mitglieder in verhältnismäßig kurzer Zeit ausgeschieden, wodurch das Orchester einer Verjüngungskur unterzogen wurde. Als weitere Herausforderung in dem sich die heutigen Musikkapellen befinden kommt das breite Angebot an Freizeitaktivitäten dazu. Das spiegelt sich darin wieder, dass über die letzten Jahre mit weit über 100 Abgängen die gesamte Kapelle mehrfach ausgetauscht wurde. Die dadurch freigewordenen Plätze wurden sukzessive mit talentierten Musikern besetzt und an die Erfolge wurde mit viel Probenarbeit wieder angeknüpft. Dass Musizieren nicht nur ein Zuckerschlecken ist, spiegelt sich in Willy Höcherls Überzeugung wieder, dass der Erfolg und der Zusammenhalt eines Orchesters nur gesichert ist, „wenn jeder bereit ist, Opfer in seiner Freizeit zu erbringen".

 

Die ersten Bezirksmusikfeste wurden bereits 1969 besucht und auch bei den Konzertwertungen und Marschmuskwettbewerben nahm das Orchester über die ganze Zeit seines Bestehens teil. Als Höhepunkt ist sicherlich das Landesmusikfest in Garmisch–Partenkirchen 1990 zu nennen. Das Orchester erhielt hier in der Kunststufe den 1.Rang mit Auszeichnung und somit die höchste Wertung die zu vergeben war. Im Jahr 2008 nahm das Orchester am Oberstufenwettbewerb teil und errang einen hervorragenden 5.Platz auf Landesebene.

 

Bereits neunmal, in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983, 1990, 2006, 2007, 2009 und 2014 nahm die Kapelle beim Oktoberfest Trachten- und Schützenzug in München teil.

 

Eine lange Tradition führt das Jugend- und Blasorchester mit der Umrahmung des Murnauer Schäfflertanzes fort. Handelte es sich beim ersten Schäfflertanz im Jahr 1859 noch um einen zusammengewürfelten Haufen Murnauer Musiker, so war es in den darauf folgenden Tanzjahren bereits der Murnauer Musikverein und seit dem Tanzjahr 1971 die Jugendblaskapelle bzw. das Jugend- und Blasorchester Murnau. Das Tanzjahr 2006 mit seinen 160 Tänzen und den Schneemassen bei extremen Minusgraden wird den Musikerinnen und Musikern noch lange in Erinnerung bleiben. Im Jahr 2009 feierte der Murnauer Schäfflertanz sein 150-jähriges Jubiläum. Es war uns eine ganz besondere Freude gemeinsam mit unseren Schäfflerkameraden dieses besondere Ereignis zu feiern und musikalisch zu umrahmen. Auch im Jahr 2013 waren wir wieder mit den Murnauer Schäfflern auf den Straßen und Plätzen unterwegs, um mit dem traditionellen Zunfttanz Lebensfreude zu verbreiten. Wir freuen uns schon auf den 6.Januar 2020, an dem wir vor dem Murnauer Rathaus zusammen die neue Tanzsaison eröffnen.

 

Durch die vielen Konzertreisen ist die Kapelle im weiteren In- und Ausland bekannt geworden. So ging es schon im Jahr 1971 auf eine Konzertreise nach Hochneukirchen in Niederösterreich und bereits 1972 nahm die Kapelle an einem Festkonzert beim Drei-Länder-Treffen wiederum in Hochneukirchen in Niederösterreich teil. 1974 bereiste die Jugendkapelle vom 4. – 10.Juni Borlänge in Schweden. Dort wurden täglich 2 – 4 Standkonzerte in Borlänge und der Umgebung gegeben. Das Hauptkonzert fand am 8.Juni 1974 in der Maserhalle vor 2000 Zuhörern statt. Im darauf folgenden Jahr 1975 fand eine Werbereise des Orchesters im Auftrag der Marktgemeinde Murnau nach Flensburg, Kiel und Hamburg statt sowie ein Konzert auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Weitere kleinere Konzertreisen nach Gladenbach in Hessen und Lösnich an der Mosel, Hochneukirchen in Niederösterreich, Bollschweil im Breisgau, Melk an der Donau und zum Feuerwehrfest in Stuttgart/Heumaden fanden in den Jahren zwischen 1975 und 1984 statt.


1985 stand dann wieder eine große Konzertreise nach Finnland mit Auftritten in Turku, Keuruu, Tampere und Helsinki an. Das JBO unternahm 1987 eine Konzertreise nach Hallstadt in Franken, 1989 fuhr man nach Volkach in Franken und 1991 fand die große Konzertreise zusammen mit den Gebirgsschützen zur Steubenparade nach New York in den USA statt. Es folgten Bollschweil im Breisgau, Passau in Niederbayern und Salzburg in Österreich. Im Januar 1998 repräsentierte das JBO den bayerischen Stand auf der Grünen Woche in Berlin. Weitere Ausflüge unternahm das Orchester nach Sulzfeld in der Nähe von Stuttgart, Hochneukirchen in Niederösterreich und Kehl/Straßburg, bei dem auf der Bundesgartenschau und im Europapark in Rust musiziert wurde.

2011 führte uns eine Konzertreise an den Bodensee, verbunden mit einem Auftritt auf der Blumeninsel Mainau. Auf Einladung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (VSOU) und ihres Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Volker Bühren  (Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik  Murnau) durften wir 2015 die Fühjahrstagung in Baden-Baden musikalisch begleiten. Für September 2017 planen wir wieder eine große Konzertreise. Diese führt uns in den Osten der USA, wo wir voraussichtlich in Washington D.C. und New York jeweils ein Konzert geben werden. Abschluss der Konzertreise bildet die Teilnahme an der German-American-Steubenparade in New York zusammen mit der Gebirgsschützenkompanie Murnau. Ein absolutes Highlight unseres Jubiläumsjahres.

 

Durch immer wiederkehrende Besuche und Gegenbesuche mit den Musikkapellen von Bollschweil im Breisgau und Hochneukirchen in Niederösterreich sind über die Jahre gute und auch z.T. viele persönliche Kontakte zwischen den Musikern geknüpft worden, die bis in die Gegenwart andauern und in Zukunft noch aufrechterhalten und neu geknüpft werden. Hochneukirchen wurde 1971 zum ersten Mal besucht, gefolgt von weiteren Besuchen 1972, 1978, 1988, 2001, 2007, 2008 und 2013. 1980 fand der erste Besuch in Bollschweil statt. Auch hier hat sich eine Freundschaft zwischen den Musiken entwickelt die 1983, 1993, 2007, 2009 und 2013 weiter vertieft wurde. Gegenbesuche erfolgten meistens umgehend. In unserem Jubiläumsjahr 2017 haben uns beide Partenkapellen bereits ihren Besuch zugesagt. Wir freuen uns schon auf die Zeit mit unseren Freunden.

In der näheren Umgebung unterhalten wir sehr freundschaftliche Kontakte zur Knappschafts- und Trachtenkapelle Peiting und zur Knappschaftskapelle Peißenberg, die in gegenseitigen Doppelkonzerten ihren Ausdruck findet. Entstanden ist der Kontakt über die Freundschaft unserer Dirigenten Michael Schmidt und Wilhelm Binder. Die Knappschafts- und Trachtenkapelle Peiting wird im Mai 2017 mit uns den Festakt musikalisch umrahmen.

 

Fernsehauftritte und Radioübertragungen des Jugend- und Blasorchesters Murnau waren schon ab 1978 zu sehen und zu hören. So war die Jugendblaskapelle zum ersten Mal im Fernsehen in den Sendungen „Lustige Musikanten" 1978 und „Früh übt sich" 1979 im ZDF zu sehen. 1984 hatte das JBO einen Fernsehauftritt beim Bayrischen Rundfunk in der Sendung „Blast's mit". Bei Fernsehaufnahmen zu einem Bericht über Murnau war das Jugend- und Blasorchester 2003 im Bayrischen Fernsehen zu sehen und wirkte 2006 bei den Aufnahmen des Bayrischen Rundfunks für die Sendung „BR 1 unterwegs am 30.07.2006" mit.  Im Jahr 2011 wurde die Fernsehsendung "Jetzt red I" in Murnau mit einem musikalischen Beitrag des JBOs aufgezeichnet. Im Anschluss an den Trachten- und Schützenzug 2014  in München spielte das Jugend- und Blasorchester in einer Live-Sendung des Bayerischen Rundfunks im Festzelt auf der Oidn Wiesn. Auch bei Radio Oberland werden die Musiktitel vom Jugend- und Blasorchester gerne übertragen.

 

Ein ganz besonderer Auftritt war beispielsweise 2005 die Eröffnung des Christkindlmarkts am Münchner Marienplatz. Die Marktgemeinde Murnau hatte für diesen Anlass den Christbaum spendiert. Im Jahr 2007 standen wir zusammen mit dem Blechbläserensemble "Blechschaden" anlässlich der Oberbayerischen Kultur- und Jugendkulturtagen in Murnau auf der Bühne. Der Bundespräsident, Prof. Horst Köhler, besuchte 2008 mit seiner Gattin Eva Luise und dem Bayerischen Ministerpräsidenten, Günther Beckstein, die Ausstellungseröffnung "1908/2008 - Vor 100 Jahren. Kandinsky, Münter, Jawlensky, Werefkin in Murnau" im Schloßmuseum. Das Jugend- und Blasorchester empfing musikalisch die Politprominenz in Murnau. Im gleichen Jahr spielte das Orchester auf dem Münchner Marienplatz die CSU-Abschlusskundgebung in Anwesenheit von Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel.

 

Den ersten Tonträger in Form einer Single produzierte man 1975 in Eigenregie in der Turnhalle des Staffelsee-Gymnasiums. Diese war bereits am 17. Mai 1975 in der Weiß-Blauen Hitparade im Bayerischen Rundfunk zu hören. Die Firma Teldec trat daraufhin an Willy Höcherl heran eine Langspielplatte zu bespielen. Dies geschah dann am 7. und 8. Februar 1976 im Arco-Studio in München. Diese Platte bewirkte, dass die Kapelle nun öfter im Bayerischen Rundfunk und sogar im Deutschlandfunk zu hören war und mit dem Bergland-Marsch von Georg Kothera am 2.Januar 1977 den 5.Platz erringen konnte. In den Jahren 1979 und 1989 folgten zwei weitere Langspielplatten. 1997 wurde unter der Leitung von Michael Schmidt die erste CD im Studio 80 in Bad Wörishofen aufgenommen. In den Jahren 2001, 2007 und 2012 erschienen weitere CDs, die nun nahezu alle verkauft wurden. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum erfolgte die mitlerweile fünfte CD-Produktion in Zusammenarbeit mit dem Studio 80.